Reichenbach (Hessisch Lichtenau)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Reichenbach
Koordinaten: 51° 10′ N, 9° 47′ OKoordinaten: 51° 9′ 42″ N, 9° 46′ 38″ O
Höhe: 443 m ü. NHN
Fläche: 8,88 km²[1]
Einwohner: 231 (30. Juni 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 26 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1972
Postleitzahl: 37235
Vorwahl: 05602

Reichenbach ist ein Stadtteil von Hessisch Lichtenau im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reichenbach liegt rund 5,5 km südöstlich des Zentrums der Kernstadt von Hessisch Lichtenau am Nordfuß des Eisbergs (583 m ü. NN), dem höchsten Berg des Stölzinger Gebirges, und südöstlich des Schlossbergs (522,3 m ü. NN), auf dem sich die Burgruine Reichenbach befindet. Durchflossen wird es vom Oberlauf des Vockebachs. Etwa 1,5 km südöstlich des Dorfs liegen die Großen Steine.

Eine erste urkundliche Erwähnung ist für 1089 belegt, das Gebiet um die Burg war aber bereits viel früher in römischer Zeit besiedelt. Burg und Ort liegen direkt an der Franzosenstraße des Mittelalters.[3] Belegbare Wüstungen sind: Deinebach, Eppenrode, Gerolderode und Schlicher, Habichsgeren, Lindau, Mesche, Ruine Reichenbach, Suckenrode, Ober- und Nieder-Weißbach und Breitenrode, wobei die Burg als einziges Bauwerk noch sichtbar erhalten ist. Die Burg war seinerzeit auch die Keimzelle für die Gründung von Hessisch Lichtenau. Reichenbach war bis 1490 Sitz des gleichnamigen Amtes und Gerichtes. Dieses wurde dann in die neue Stadt verlegt, wodurch das Amt seitdem „Amt Lichtenau“ hieß.

Die Grafen von Ziegenhain verzichten 1233 mit der Burg Reichenbach auch auf den Ort Reichenbach. 1261 haben die Spangenberger Besitz zu Reichenbach. Eckehard von Felsberg gesteht 1383 dem Landgraf Hermann II. auf seinen Vorwerken und Gütern im Gericht Reichenbach die gleichen Rechte zu, wie auf anderen Vorwerken. 1410 verkauft Beyger Meisenbug dem Landgraf Hermann II. sein Holz vor dem Hagen zu Reichenbach. Vor 1456 erkennt das Kloster Kaufungen Ansprüche des Kraft von Felsberg auf Güter im Gericht Reichenbach nicht an. Kraft von Felsberg verzichtet 1471 auf Güter im Gericht Reichenbach. 1519 erhält Graf Adam von Belebungen vom Landgraf Philipp I. einen Zins unter anderem aus Amt und Ort Reichenbach verschrieben. 1553 wird Reichenbach landgräfliches Dorf. 1575/85 ist Reichenbach plessisches Lehen derer von Hundelshausen.

Im Jahr 1640 verbrannte ein Großteil des Ortes. Von 63 Familien blieben nur 15 übrig. Der nächste große Brand war dann im Siebenjährigen Krieg.

Der Ortsname Reichenbach hatte in seiner Geschichte verschiedenste Schreibweisen, unter anderem Richenbach im Jahre 1089, 1209 Richebach und 1436 Rychenbach.

Nach der etwas außerhalb des Ortes liegenden Burg nannten sich die Grafen von Reichenbach. Diese stifteten auch die Klosterkirche Reichenbach und das Kloster, verschenkten es aber in den Jahren 1207/11 an den Deutschen Orden.

Heute gehören zum Kirchspiel die Dörfer Wickersrode, Hopfelde und Hollstein. Schon in den Jahren 1569 war Reichenbach mit Hollstein, Hopfelde und Wickersrode ein Kirchspiel. Von 1585 bis 1613 gehörte auch Wollstein dazu. 1780 wurde der Hof Glimmerode zu Reichenbach eingepfarrt, 1872 Weißmühle. Der Sitz des Pfarrers ist Reichenbach.

Zum 1. April 1972 wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbständige Gemeinde auf freiwilliger Basis in die Stadt Hessisch Lichtenau eingemeindet.[4] Für die eingegliederten neun Stadtteile sowie die Kernstadt wurde jeweils ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[5][6]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Reichenbach 249 Einwohner. Darunter waren 3 (1,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 24 Einwohner unter 18 Jahren, 93 zwischen 18 und 49, 69 zwischen 50 und 64 und 63 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 111 Haushalten. Davon waren 33 Singlehaushalte, 36 Paare ohne Kinder und 33 Paare mit Kindern, sowie 9 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 66 Haushaltungen lebten keine Senioren.[7]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1539: 28 Männer und Feuerstellen
• 1575: 38 Hausgesesse
• 1585: 38 Hausgesesse
• 1639: 15 Einwohner
• 1681: 31 Hausgesesse
• 1747: 40 Mannschaften mit 54 Feuerstellen
• 1961: 317 evangelische (= 95,20 %), 12 katholische (= 3,60 %) Einwohner
Reichenbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
475
1840
  
535
1846
  
507
1852
  
481
1858
  
470
1864
  
500
1871
  
425
1875
  
447
1885
  
392
1895
  
360
1905
  
370
1910
  
357
1925
  
376
1939
  
340
1946
  
441
1950
  
409
1956
  
335
1961
  
333
1967
  
323
1970
  
325
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
249
2020
  
231
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[7]

Berufsgliederung 1724

  • 2 Amtspersonen, 53 Leinweber, 2 Schmiede, ein Schreiner, ein Schneider, 5 Tagelöhner, ein Hirte[1]

Für Reichenbach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Reichenbach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[5] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 65,64 %. Alle Kandidaten gehörten der „Gemeinschaftsliste Reichenbach“ an.[8] Der Ortsbeirat wählte Kai Ludolph zum Ortsvorsteher.[9]

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Großen Steine sind eine Gruppe von Dolomitfelsen. In der direkten Nachbarschaft befindet sich ein Ferienhaus des Kreisjugendringes.

Die ehemalige Klosterkirche mit den von Vorgängerbauten aus der Zeit des 9. Jahrhunderts stammenden, sichtbaren Fundamenten. Die Burg ist heute eine Ruine; es steht nur noch ein Turm, dieser dient als Aussichtspunkt.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d Reichenbach, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 26. Februar 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Stadtteil Reichenbach. In: Webauftritt. Stadt Hessisch Lichtenau, abgerufen im März 2023.
  3. Georg Landau: Beiträge zur Geschichte der alten Heer- und Handelsstraßen in Deutschland. Bärenreiter, Kassel 1958, S. 86f
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 410 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  5. a b Hauptsatzung. (PDF; 165 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Hessisch Lichtenau, abgerufen im Februar 2023.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 410 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 54 und 110, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  8. Ortsbeiratswahl Reichenbach. In: Votemanager. Kommunales Gebietsrechenzentrum, abgerufen im März 2023.
  9. Ortsbeirat Reichenbach. In: Webauftritt. Stadt Hessisch Lichtenau, abgerufen im März 2023.
Commons: Reichenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien